Der Stoff aus dem die Kleider sind



Vor dem Siegeszug der Baumwolle gab es für die normale Bevölkerung neben Leder nur 2 maßgebliche Grundmaterialien zur Herstellung von Bekleidung: Schafwolle für feine Stoffe und Flachs oder Hanf für grobes sogenanntes Leinen. Wie auf vielen Höfen wurde auch am Seighof Flachs und Hanf angebaut. Die Verarbeitung der beiden Pflanzen ist im Großen und Ganzen gleich.

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Anbau und Ernte

Die bis zu 2 Meter große Hanfpflanze und der blau-violett blühende Flachs, der etwas dünner als ein Getreidehalm ist, wurde jedes Jahr von den Samen des Vorjahres Ende April angesät, und musste intensiv gejätet werden. Ende Juli, Anfang August begann die Ernte und die arbeitsintensive Weiterverarbeitung. Die Pflanze wird samt Wurzel aus der Erde gerissen und auf Hieflern zum Trocknen ausgelegt. Bei einem Hiefler wird eine vorbereitete zugespitzte, entrindete kleine Fichte, an der die Äste auf ca. 20 cm Länge gekürzt werden, in ein Loch fest hineingesteckt. Dann werden Flachsbüschel kreuzweise über den Ast gestapelt. Als Regenrinne wird ganz oben ein dicht gepacktes Gabenpaket dachartig angebracht. So aufgezäunt verbleibt der der Flachs ca. 10 Tage zur Trocknung. Hiefler werden auch für Heu verwendet. Im 2. Stock kann man die Untergestelle sehen.

Nach einer kurzen Nachtrocknung auf der Tenne kommt das Riffeln und Bengeln: Um den Leinsamen zu gewinnen, müssen die Flachsstengel mit den Spitzen durch den groben Riffelkamm, gezogen werden. Dabei werden die runden Samenkapseln von den Stengeln abgestreift und fallen auf ein ausgebreitetes Tuch am Boden.

Beim Bengeln klopft man die Flachssamen mit Dreschflegeln aus den Kapseln und kann sie als Nahrungs-, Futter- oder Heilmittel, zur Herstellung des Leinöls sowie für die Aussaat im nächsten Jahr verwenden.

Jetzt kommen die Flachsbündel zum „Retzen“ oder „Rösten“ nochmal für ca. 2 Wochen ins Freie und werden dem Tau ausgesetzt. Durch die erste Trocknung und das Bengeln wurde der äußere Schutzmantel der Stengel aufgebrochen. Pilze und Bakterien dringen nun ein und trennen die Faser vom umgebenden Gewebe, wobei es wichtig ist, diesen Prozess zum richtigen Zeitpunkt zu beenden, noch bevor die Pflanzen zu faulen beginnen. Möglichst trocken zusammengeklaubt wird der Flachs meist auf der sogenannten „Hüan“ (dem umgebenden luftigen Außengang im oberen Stockwerk der Ställe) bis zum Brecheln gut verstaut. Das Brecheln geschieht vorzugsweise im November, wenn weniger Arbeit anfällt.

In der Brechelstube hängt man den Flachs am Spätnachmittag auf Stellagen und Stangen auf. Die Stubentemperatur muss mit einem Ofen sehr hoch gehalten werden, sodass die Pflanze spröde wird. Um 2 bis 3 Uhr am nächsten Morgen fangen die am Hofe beschäftigten mit dem Brecheln an. So schnell wie möglich wird nun ein Flachsbündel aus der Stube geholt um den Temperaturverlust gering zu halten. Alternativ zur Brechelstube können die Flachsbündel auch über einer Brechelmulde auf Stangen aufgelegt, unter denen ein Glutbett die Hitze erzeugt, gesprödet werden. Die Bündel müssen mit der Brechel bearbeitet werden.

Eine Brechel ist eine Holzbank mit einem beweglichen Teil mit parallel verlaufenden Leisten, die wie Zähne ineinandergreifen. Der Flachs wird damit klopfend durchgezogen um die Fasern auszuscheiden und ihn weich und biegsam zu bekommen.

Letzter Arbeitsschritt nennt sich Hecheln: Durch stabil befestigte Flachskämme zieht man die Flachsfasern mehrmals, zuerst durch gröbere, dann durch immer feinere Kämme, und scheidet den gröberen Faser-Teil (Werch) vom Feineren (Flachs, Haar) ab. Werch und Haar werden gesponnen, gewoben und zu Säcken, Kleidung, Leintüchern usw. verarbeitet. Hanffasern werden nach wie vor zur Abdichtung im Heizungsbau eingesetzt. Die fertig gewobenen Stoffe legte man zur Nachbleiche in die Sonne. Ab und zu wurde mit Bleichmitteln etwas nachgeholfen.

Die Leinenstoffe hier wurden noch am Seighof erzeugt. Auch der Einband unserer Hofchronik ist aus dem Werch von hier erzeugtem Flachs. Anfang der 50er Jahre stellte man Flachs- und Hanfanbau zugunsten anderer Ackerpflanzen ein. Importierte Baumwolle ist einfach günstiger.

Dieser Film aus den 60er Jahren ist eines der letzten Zeugnisse der Leinen-Erzeugung. Gegen Ende der 60er Jahre verschwand der Flachs- und Hanfanbau fast aus ganz Mittel- und Westeuropa.



Inhalt

1 – Riffel
2 – Hechel (Flachskamm)
3 – Dreschflegel zum Bengeln
4 – feinere Hecheln (Flachskämme)
5 – Brechel
6 – Spinnrad
7 – grobes Tuch „Werch“
8 – feineres Tuch „Haar“
9 – Brecheln in Utterndorf Ortsteil „Uggl“
10 – Hechel in besonderer Bauart (danke an meine
Nachbarn Hans und Gusti für das schöne Stück)
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1 – Riffel
Um den Leinsamen zu gewinnen, müssen die Flachsstengel mit den Spitzen durch den groben Riffelkamm, gezogen werden.

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2 -Flachskamm oder Hechel

Durch stabil befestigte Flachskämme zieht man die Flachsfasern mehrmals, zuerst durch gröbere, dann durch immer feinere Kämme, und scheidet den gröberen Faser-Teil (Werch) vom Feineren (Flachs, Haar) ab.

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3 – Dreschflegel
Beim Bengeln klopft man die Flachssamen mit Dreschflegeln aus den Kapseln und kann sie als Nahrungs-, Futter- oder Heilmittel, zur Herstellung des Leinöls sowie für die Aussaat im nächsten Jahr verwenden.

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4 – Hechel, also feinere Flachskämme

Durch stabil befestigte Flachskämme zieht man die Flachsfasern mehrmals, zuerst durch gröbere, dann durch immer feinere Kämme, und scheidet den gröberen Faser-Teil (Werch) vom Feineren (Flachs, Haar) ab.

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Durch stabil befestigte Flachskämme zieht man die Flachsfasern mehrmals, zuerst durch gröbere, dann durch immer feinere Kämme, und scheidet den gröberen Faser-Teil (Werch) vom Feineren (Flachs, Haar) ab.

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5 – Brechel
Diese Brechel ist eine unübliche Sonder-Bauweise: Man kann sich auf das Bankerl setzen und im Sitzen den Flachs bearbeiten. Normalerweise hat man größere Brecheln, die man im Stehen benutzt (siehe Bilder)

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6 – Spinnräder
Spinnräder in verschiedenen Bauweisen

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7 – fertig gewobene Leinentücher
das linke ist aus dem „Werch“, der gröberen Qualität gemacht;

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8 – fertig gewobene Leinentücher
das rechte ist aus dem „Haar“, der feineren Qualität gemacht;

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9 – Brecheln
Im Unterschied zu der ausgestellten Brechel, sieht man die hier meistbenutzte Bauweise; Am Bild im Durchgang gegenüber der Flachsriffel ist nochmals diese Bauweise zu sehen und außerdem eine Brechelhütte zum Aufheizen der Fasern.


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10 – Hechel – besondere Bauart

Dieses schöne Stück haben mir meine Nachbarn, Hans und Gusti Hasenauer, überlassen. Auf dem Holzstab ist ein Gewinde und somit kann man verschiedene rauhe Nagelbretter einspannen.

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